Sonntag, 2. April 2023

Ein Stocklehrgang mit umgestellten Uhren

Ausschließlich Karateka, die schon mehrfach an meinen Karate-Lehrgängen zum Thema Stock im Shōtōkan-Ryū teilgenommen haben, fanden sich am 25. und 26. März 2023 in Niesky zusammen, um ihr diesbezügliches Wissen und Können zu festigen und zu vertiefen.

Als Ausgangspunkt des Lehrgangs wählte ich die Kata Sakugawa no Kon und wies erneut darauf hin, dass es sich um die Fassung aus dem Karate-Dō Shōtōkan-Ryū handelt. Es ging also nicht um Sakugawa no Kon aus „irgendeiner“ modernen Richtung des „Kobudō“.
 
Schritt für Schritt vermittelte ich allen Teilnehmern also den technischen Ablauf dieser Kata und wies dabei auf technische Kniffe der Stockführung im Stil des historischen Shōtōkan (1938–1945) hin. In diesem Zusammenhang zeigte ich auch praktische Unterschiede zu anderen Stilen des aus Okinawa stammenden Stockkampfs auf.
Für ebenso wichtig erachte ich ein gutes Verständnis von den theoretischen Grundlagen, wie Lehre, Geschichte, Methodik oder auch Folklore des Stocks im Shōtōkan-Ryū. Denn dieses Wissen hat unmittelbaren Einfluss auf die Übungspraxis des Karate, falls es bekannt ist und zudem auch angenommen wird … Folglich standen gleichfalls theoretische Exkurse auf meinem Programm.
Hand in Hand mit der Soloform Sakugawa no Kon stellte ich viele verschiedene Partnerübungen (Kumibō) vor, bei denen einzelne Bewegungen und Bewegungsfolgen der Kata mit bzw. gegen Handlungen eines ebenfalls mit Stock bewaffneten Übungspartners eingesetzt werden konnten. Dabei unterschied ich eher „harte“ () und eher „weiche“ () Techniken.
Ebenso verglich ich bestimmte Techniken mit dem Stock mit denen ohne Waffen, die etwa in den Kata Tekki Shodan, Bassai, Kankū und Ten no Kata geübt werden. Diese Vergleiche, so hoffe ich, helfen dabei, das von Funakoshi Gichin Sensei und einigen seiner Schüler gelehrte Konzept der Einheit des Trainings mit „leeren Händen“ und des Trainings mit Stock besser zu verstehen, nachzuempfinden und im eigenen Keiko umzusetzen.
Schließlich durften für die fortgeschrittenen Teilnehmer die „traditionellen“ Partnerübungen mit leerer Hand gegen Angriffe mit dem Stock (Bō-Dori), wie sie von Funakoshi Sensei gelehrt wurden, nicht fehlen.
Ungeachtet der umzustellenden Uhren an jenem Lehrgangswochenende waren alle Teilnehmer erfreulicherweise sehr wach und interessiert, so dass es mir nicht schwerfiel, den geplanten Stoff an Frau und Mann zu bringen …

Danke nach Ilmenau, Dippoldiswalde, Leipzig, Seifhennersdorf, Bernau und natürlich Niesky!

© Henning Wittwer